Paul Hildebrandt ist sauer. Gegen den HC aus Bremen reichte es nur zu einem PunktFür die erhoffte Revanche reichte es am Ende nicht ganz. In einem Duell auf Augenhöhe mussten sich die HSG Nienburg und der HC Bremen mit einem 27:27 (12:13) zufriedengeben – das Hinspiel in der Handball-Oberliga Anfang November hatte das Team von HSG-Trainer Carsten Thomas mit 25:30 verloren.
Mit ein paar personellen Sorgen starteten die Nienburger in die Partie. Lars Bergmann und Christopher Fraj mussten ersetzt werden und auch Kapitän Malte Grabisch saß angeschlagen lediglich als mentale Verstärkung auf der Bank. Somit stand die junge Garde um Bjarne Niemeyer, Johannes Hain und Nico Fiebiger vermehrt in der Verantwortung und war ebenso gefordert wie die Routiniers um Steve Kählke. In der Anfangsphase machten sie – speziell in der Abwehr – einen starken Job.
Immer wieder fischten sie Bälle ab, blockten Bremer Würfe, doch nur die Tempogegenstöße wurden zu halbherzig zu Ende gespielt. So dauerte es 275 Sekunden, ehe Finn Kühlcke den ersten Treffer des Abends markierte, Paul Hildebrandt erhöhte wenig später auf 2:0 für die HSG. Die „Meerbachspatzen“ drückten auf die Tube, versuchten ihre Angriffe schnell zum Abschluss zu bringen, die Gäste waren hingegen bemüht, das Tempo herauszunehmen.
Obwohl HSG-Torhüter Ludwig Meierhans mehrere Paraden in petto hatte, sollte sich die Überlegenheit der Gastgeber nicht so recht im Ergebnis wiederfinden. Und so war die knappe Führung bereits nach 16 Minuten futsch. Bremen blieb dran und drehte nach rund 20 Minuten die Partie auf 7:6. Besonders HCB-Spielertrainer Marten Franke war kaum zu stoppen, überraschte mit cleveren Pässen, viel Spielwitz und platzierten Abschlüssen aus dem Rückraum. Obwohl die Hanseaten lediglich mit zwei Toren in Front lagen (10:8, 27.), hingen bei den Hausherren etwas die Köpfe.
HSG-Coach Carsten Thomas reagierte, brachte Alessandro Aiello für den glücklosen Hain und Arnar Gudmundsson. Vor allem Letzterem durften es die Rot-Schwarzen verdanken, dass es zur Halbzeit – fast – ausgeglichen stand; er netzte in den letzten Minuten des ersten Durchgangs direkt doppelt ein. Und fast, weil die HSG einmal mehr keinen Ball an den Kreis bekam, das Abspiel von Kählke auf Kai Bergmann missglückte und Franke mit dem Halbzeitpfiff auf 13:12 für die Bremer stellte.
Nach dem Wiederanpfiff war die Thomas-Sieben sofort wieder zur Stelle, glich mehrfach aus und Kühlcke holte mit dem 16:15 (36.) die Führung wieder zurück. Spitz auf Knopf ging es nun hin und her, beide Teams schenkten sich nichts und jeder Angriff benötigte entweder eine große Portion Power oder Cleverness. Auch das 20:19 von Bremens Paul Schröder (43.) brachte die Nienburger nicht aus der Verfassung, sie fanden die richtigen Antworten: Erst Marin Wrede, dann Kühlcke – 21:19.
Von nun an war es ein offener Schlagabtausch. Ein Tor hier, ein Treffer da. Somit verlagerte sich die Entscheidung bis in die letzte Minute. Mit 41 Sekunden Restzeit auf der Uhr nahm Gästecoach Franke ein Time-out, das wiederum fruchtete und das 27:27 einbrachte. Noch 17 Sekunden waren übrig, als HSG-Trainer Carsten Thomas ebenfalls die grüne Karte zog – doch ein weiterer Treffer sollte nicht mehr herausspringen, sodass sich beide Teams die Punkte teilen mussten.
„Wir hatten es selbst in der Hand, treffen falsche Entscheidungen und geben den Sieg damit aus der Hand“, fasste Thomas die letzte Szene zusammen – und den Rest: „Insgesamt haben wir zu viele einfache Fehler gemacht.“
HSG Nienburg: Meierhans, Ende – K. Bergmann, Hain, Kühlcke 6, Niemeyer 1, Hildebrandt 3, Aiello 1, Gudmundsson 2, Kählke 11/3, Wrede 3, Fiebiger.
Strafwürfe: 3/3 – 5/5.
Zeitstrafen: 1 (Finn Kühlcke) – 1.
Spielfilm: 2:0, 5:3, 6:6, 8:10, 12:12, 12:13 (30.), 14:14, 16:15, 19:17, 19:19, 19:20, 21:20, 25:24, 27:26, 27:27.
Quelle: Die Harke vom 19.03.2022; Philipp Keßler