Außen Alessandro Aiello überwindet in dieser Szene den Keeper der Gäste Clever. Am standen 4 blitzsaubere Treffer auf seinem KontoZehn, neun, acht, ... der Countdown, der zum Einlauf der HSG Nienburg bei jedem Heimspiel dazugehört wie das Haftwachs oder auch der Ball, hatte an diesem Abend einen seltsamen Beigeschmack. Es könnte schließlich vorerst der letzte Countdown in der Oberliga gewesen sein – noch war am Abend unklar, ob die Saison coronabedingt bis Ende Januar unterbrochen werden soll, so wie es beispielsweise die Regionalverbände bereits entschieden haben, oder ob es doch weitergehen wird. Im Rahmen der 2G-Regeln fanden immerhin rund 80 Zuschauer den Weg in die Meerbachhalle, um dem rot-schwarzen Spektakel beizuwohnen. Und während draußen der Herbststurm die sportliche Untergangsstimmung befeuerte, liefen die Jungs von Trainer Carsten Thomas auf, als wäre es ihr letztes Spiel für eine längere Zeit: Völlig verdient fertigte die HSG den SV Beckdorf mit 33:23 (19:12) ab.
Der erste Versuch versandete, doch auf das 1:0 für die Gäste durch Thorin Helfers fanden die Hausherren eine fulminante Antwort: Powerplay à la HSG Nienburg. Unermüdlich drückten die Weserstädter fortan auf das Gaspedal, so wie sie in dieser Spielzeit schon etliche Kontrahenten alt ausgesehen lassen hatten, und stellten binnen sechs Minuten auf 5:1.
Nur eine kurze Verschnaufpause der Gastgeber nach etwa einer Viertelstunde gab den Beckdorfer leichten Aufwind, doch in dieser entscheidenden Phase war einmal mehr Verlass auf HSG-Keeper Matthias Ende, der, auch dank einer bärenstarken Defensivarbeit vor sich, etliche SVB-Würfe entschärfte. Somit drehten die Nienburger wieder auf und galoppierten schließlich mit 19:12 in die Pause – und hätten sie sich nicht ein paar Schnitzer im Passspiel und Fehlwürfe in aussichtsreichen Angriffspositionen erlaubt, wäre sogar deutlich mehr drin gewesen.
Nach dem Seitenwechsel ging es munter weiter: Finn Kühlcke, Kristaps Ence, Marin Wrede, Bjarne Niemeyer – sie alle netzten innerhalb von sieben Minute ein, während die Beckdorfer lediglich ein Mal in Person von Hannes Osse zum Torerfolg kamen. Eine Machtdemonstration, die jegliche Resthoffnung auf Zählbares bei den Mannen aus dem Landkreis Stade im Keim erstickten.
Die letzte Viertelstunde mutierte zum lockeren Auslaufen. Die HSG schnallte den Gürtel drei Löcher lockerer und ließ es etwas ruhiger angehen – stets mit dem Wissen, sofort wieder Vollgas gehen zu können. Zwar verkürzten die Gäste zwischenzeitlich auf sieben Treffer Rückstand (22:29, 56.), doch die Rot-Schwarze wollten den zweistelligen Abstand unbedingt ins Ziel bringen: Erst traf Lars Bergmann, dann Kühlcke und letztendlich besorgte Kai Bergmann 23 Sekunden vor Schluss das letzte Tor des Tages, den 33:23-Endstand und seinen Farben ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.
„Eine geniale Teamleistung“, lobte HSG-Coach Carsten Thomas nach Abpfiff. „Vor allem in der Verteidigung haben die Jungs heute richtig stark gearbeitet, kaum etwas zugelassen und Beckdorfs Führungsspieler exzellent aus dem Spiel genommen.“
HSG Nienburg: Ende – Grabisch 5/2, K. Bergmann 2, Hain, Kühlcke 4, Niemeyer 2, Hildebrandt 3, Aiello 4, Ence 1, L. Bergmann 4, Kählke 3/1, Wrede 5, von Müller.
Strafwürfe: 3/4 (Malte Grabisch scheitert) – 2/2.
Zeitstrafen: 3 (Kai Bergmann, Steve Kählke, Malte Grabisch) – 2.
Spielfilm: 0:1, 5:1, 7:3, 8:6, 11:7, 14:8, 16:9, 18:10, 19:12 (30.), 21:12, 23:14, 25:15 27:18, 28:21, 30:22, 33:23 (60.).
Quelle: Die Harke vom 02.12.2021; Philipp Keßler