Mit ihm kam die Wende: Jan Karsch brachte seinen SV Aue zurück auf die SiegerstraßeEs war Abschiedszeit in der St. Laurentius-Halle. Zunächst gaben viele Spieler ihr finales Goodbye: Linksaußen Tobias Drewitz verabschiedet sich aus beruflichen Gründen vom Team. Keeper Philipp Wehrenberg wird sich in Zukunft der Vorstandsarbeit widmen. Arne Karsch wird gesundheitsbedingt seine Handballschuhe an den Nagel hängen. Den derzeit verletzten Lucas Cordes wird höchstwahrscheinlich studienbedingt in eine Großstadt ziehen. Auch für Trainer Stefan Reineke war es die letzte Partie. Der Coach wird dem Verein, ebenso wie Wehrenberg, jedoch im Vorstand als 1. Vorsitzender erhalten bleiben.
Darüber hinaus war es die letzte Begegnung unter der Flagge des SV Aue. Bekanntlich wird sich die Handballsparte der HSG Nienburg anschließen. Daher waren alle Akteure bis in die Haarspitzen motiviert, wollte man sich doch mit einem Sieg verabschieden.
Die Grün-Weißen überdrehten jedoch in der Anfangsphase. Der Kontrahent wählte den taktischen Schachzug und nahm den in den letzten Wochen überragenden Christopher Rodekohr per Einzelmanndeckung aus dem Spiel. Anfangs kamen die Liebenauer mit dieser Taktik überhaupt nicht zurecht. Schnell lagen die Kreis-Nienburger mit 6:12 (17.) zurück. Einzig Keeper Philipp Wehrenberg war es zu verdanken, dass der Rückstand nicht noch höher ausfiel. Erst als die Karsch-Brüder die Spielfläche betraten, konnte das Heimteam langsam die Oberhand gewinnen. In der Defensive sorgte Arne Karsch mit resolutem Abwehrverhalten für Ordnung, vorne zeigte sein Bruder Jan sein ganzes Können. Entweder setzte er seine Mitspieler hervorragend ein oder aber sorgte mit seiner Dynamik selbst für Tore. „Jan ist ein absoluter Gewinn. Bis zu seiner Einwechselung hatte ich nicht mehr an euch geglaubt“, war Edelfan und Vereinsikone Steffen „George“ Okelmann begeistert von der Leistung seines Kumpels Jan „Jerry“ Karsch. Schnell wurde das Ergebnis egalisiert. Bis zur Pause konnte die Aue-Reserve sogar in Front gehen (16:15). „Die haben das taktische Mittel der Einzelmanndeckung gegen meinen Bruder aufrecht gehalten. Das war ein Kardinalfehler. Damit haben sie uns ins Spiel zurückgeholt“, war Kapitän Marten Rodekohr überzeugt. Der Coach war zufrieden und hatte allen Grund anzustoßen!
In der Pause lobte der Coach die zweite Viertelstunde der ersten Hälfte und appellierte weiterhin an die Ehre der Jungs. An ihrer Ehre gepackt, erspielten sich die Jungs bis zur 40. Minute eine 4-Tore-Führung. Dann musste Jan Karsch aufgrund eines privaten Termins die Spielfläche verlassen. Wer jetzt aber dachte, dass die Grün-Weißen einbrechen würden, sah sich getäuscht. Ein total euphorisierter Fabian Albe sorgte mit seinem Treffer aus 12(!) Metern zum 25:20 in der 47. Minute dafür, dass die Führung sogar ausgebaut werden konnte. „Fabian hat zum Abschluss sein bestes Spiel im Dress der zweiten Herren gemacht. Außerdem ist er mit seiner unfassbar positiven Art ein Gewinn für jede Mannschaft“, lobte Reineke seinen Schützling, der sich stark entwickelt hat. Der Gast wollte das Spiel jedoch noch nicht aufgeben und erzielte innerhalb von drei Minuten fünf Tore in Serie (25:25; 50.). Dies veranlasste Reineke eine Auszeit zu nehmen. „Ich wollte deren Fluss damit brechen. Außerdem wollte ich Lasse (Wetendorf; Anm. der Red.) jetzt im Rückraum bringen“, erklärte der Coach diese Maßnahme. Dieser Schachzug erwies sich schlussendlich als richtig. Der eigentliche Außen Wetendorf brachte Tempo ins Spiel und konnte einen immens wichtigen Treffer zum 30:28 erzielen. Die Hannoveraner erarbeiteten sich zwar weiterhin gute Chancen, welche zu final zu Siebenmetern führten. Jetzt schlug aber die große Stunde von Keeper Kristof Balke. Eigentlich nur als Ersatz für den etatmäßigen Schlussmann Marvin Kausch nominiert, parierte Balke vier (!) Siebenmeter in Serie. „Das war der Wahnsinn. So etwas sieht man echt selten“, war Torwartkollege Philipp Wehrenberg begeistert. Dem Kapitän Marten Rodekohr war der letzte Aue-Treffer vorbehalten. Zwar versenkten die Gäste den letzten Siebenmeter, aber dies kam zu spät.Kristof Balke (links) parierte 4 unfassbare Siebenmeter in Serie.
„Heute bin ich mega stolz auf die Jungs. Jeder hat füreinander gefighted. Mit solch einer Einstellung, hätten wir sicherlich mehr als zehn Punkte geholt“, war der scheidende Trainer begeistert von der Leistung. Der Erfolg wurde bis in die frühen Morgenstunden in der Kabine und auf der Havana-Club-Night begossen. In zwei Wochen geht es dann auf Mannschaftsfahrt ins schöne Willingen.
Balke 4 geh. 7m, Wehrenberg – M. Rodekohr 9, J. Karsch 6, C. Rodekohr 5/5, Wetendorf 5, Albe 3, Drewitz 1, Schomburg 1, Schmidt 1, A. Karsch 1, Ehlert.